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Wichtig ist: Das ist nur ein Teil des globalen Trends. Denn die Land Matrix hat ja kein Inventar aller Landdeals dieser Welt. Landkäufe unter 200 Hektar oder lokale Investitionen bilden wir nicht umfassend ab. Gerade Länder wie Indonesien und Brasilien haben aber einen grossen Agrarbusiness-Sektor, der auch im Inland die Entwaldungen und den Anbau in Monokulturen vorantreibt. Und auch die Summe all der zahlreichen kleineren Deals ergeben zusammen grosse Flächen. Zudem: Wo wir nicht wenigstens den Namen eines Investors, eine Information über die Grösse und ungefähre Lage des Deals haben, nehmen wir die Informationen nicht auf.
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«Unsere Konsummuster fördern den Anbau in Monokulturen»
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Stichwort Biodiversität und CO2-Emissionen: Die Staatengemeinschaft will demnächst einmal mehr verhandeln, wie sich der Artenschwund stoppen und die Klimakrise bremsen lässt. Bleiben die Ziele der Umweltkonferenzen nicht alle Schall und Rauch, solange man nicht das System von riesigen Monokulturen, wie sie auch den Landdeals zugrunde liegen, einen Riegel schiebt?
In unserem Bericht fordern wir unter anderem, dass Landdeals, die zur weiteren Zerstörung der letzten Urwälder führen, gestoppt werden. Allerdings: Das Modell ist das eine, das Ausmass das andere. Unsere Konsummuster fördern den Anbau in Monokulturen. So dient Soja vor allem der Fleischproduktion. Wenn wir unseren Fleischkonsum nicht senken, wird es nicht möglich sein, die Expansion der Sojakulturen zu bremsen. Ein anderes Beispiel ist das Palmöl. Von dem Teil, der in die EU exportiert wird, geht rund die Hälfte in Biotreibstoffe – damit wir im Auto herumfahren können. Hier braucht es dringend ein Umdenken. Und es zeigt auch, dass wir die Biodiversitäts- und Klimakonventionen zusammen mit den Landfragen betrachten müssen.
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«Über 85 Prozent der Landdeals liegen in Gebieten mit hoher Biodiversität»
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Sie gehen in dem Bericht auch auf ein Thema ein, das erstmals im Zusammenhang mit Landdeals betrachtet wird: Das Risiko weiterer Pandemien. Machen Sie da nicht etwas auf Panik?
Unsere Analysen haben gezeigt, dass über 85 Prozent der Landdeals in Gebieten mit hoher Biodiversität, vor allem in tropischen Wäldern, stattgefunden haben. Ein Drittel liegt nahe von oder sogar innerhalb geschützter Gebiete. Spezialisten haben schon lange auf den Zusammenhang von Landnutzungsänderungen und dem Risiko, dass so neue Krankheiten entstehen können, hingewiesen. Denn durch das Vordringen des Menschen in immer entlegenere Regionen nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, mit pathogenen Organismen in Kontakt zu gelangen.
Auch in entlegenen Gebieten und tropischen Urwäldern leben Menschen.
Solange es isolierte Bevölkerungsgruppen sind, bleiben die Auswirkungen begrenzt. Und betrachtet man nur einzelne Landdeals, mag das Risiko als nicht sehr gross erscheinen. Aber in der Masse sind sie zu einem Risikofaktor für Pandemien geworden. Zudem gibt es Untersuchungen, die nachweisen, dass gewisse Arten wie Nagetiere, Sperlingsvögel oder Fledermäuse, die zoonotische Erreger übertragen, in Monokulturen häufiger vorkommen als in naturnahen Räumen. Dies und der Handel, Konsum und die Haltung von gewissen Wildtieren steigert das Risiko von Zoonosen. Betrachten wir die immensen Kosten der Corona-Pandemie, wären die Kosten einer Politik, die den Wald weltweit besser schützt, gut angelegtes Geld. Solche systemischen Risiken werden bisher aber viel zu wenig beachtet, wenn es um die Landkäufe im Globalen Süden geht.
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