Sprachkompass Verkehr: Reden und Schreiben über Mobilität im Zeichen der Nachhaltigkeit

traffic island
Verkehrsinsel. Illustration: Julia Weiss


Die Gestaltung öffentlicher Räume, insbesondere Verkehrsräume, orientiert sich meist an Autos. Das gilt als «normal», beansprucht jedoch viel Platz, steigert den fossilen Energieverbrauch, die Luftverschmutzung, Lärmemissionen – und gefährdet zudem die Gesundheit.

Unterstützt wird diese Art, das Auto zu werten und Räume zu gestalten, durch die Sprache, in denen Medien über Mobilität und Verkehr berichten. Untersuchungen haben gezeigt, dass die verwendete Sprache häufig das Auto als Norm setzt. Andere Fortbewegungsformen wie Gehen, Radfahren oder öffentliche Verkehrsmittel werden so als unterlegen dargestellt. Der Sprachgebrauch erschwert auf diese Art eine Veränderung hin zu nachhaltigeren und sichereren Formen der Mobilität.

Hält ein Unfallbericht etwa fest, eine Velofahrerin sei unter einen Lastwagen «geraten», so erscheint der Lastwagen wie eine Naturgewalt – ähnlich einer Lawine, unter die man gerät. Die Rolle des Lastwagenfahrers oder der Gestaltung der Verkehrsräume wird ausgeblendet. Das Beispiel zeigt: Die Art, wie Medien über Verkehr und Mobilität berichten, ist an Perspektiven gebunden, die uns selten bewusst sind. Sie vermitteln unvermeidlich auch Haltungen und Werte.

Projektziele und -resultate

Damit sich unsere Verhaltensweisen punkto Mobilität und öffentlichem Raum verändern, bedarf es auch einer Sprache, die einen nachhaltigen und klimabewussten Ansatz für den Verkehr widerspiegelt.

traffic flows
Verkehrsfluss in der Gotthardröhre. Illustration: Julia Weiss


Das Projekt «Sprachkompass Verkehr und öffentlicher Raum: Reden und Schreiben über Mobilität im Zeichen der Nachhaltigkeit» verfolgt deshalb zwei Ziele:

  1. Aufklären: Medienschaffende und Mediennutzer*innen sollen dafür sensibilisiert werden, wie der Sprachgebrauch die Wahrnehmung und Einstellungen beeinflusst. So soll eine differenzierte Sichtweise punkto Sprache, aber auch Bildwahl gefördert werden.
  2. Handeln: Ausgewählte linguistische Forschungsergebnisse – unter anderem des Vorgängerprojekts  – werden mit sozialwissenschaftlichen Rezeptionsstudien vertieft. Daraus werden Empfehlungen für einen Sprachgebrauch abgeleitet, der ressourcenschonende Fortbewegungsformen positiv darstellt und die Veränderung des Verkehrsverhaltens fördert.
Pedestrian lane
Fussgängerspur. Illustration: Julia Weiss


Bei der Formulierung der Forschungsfragen und Erarbeitung eines Sprach-Leitfadens bezieht das Projekt die Zielgruppen aktiv mit ein. Weiter wird ein Baukasten zur praktischen Sprachanalyse erstellt, der es den Zielgruppen erleichtert, Texte selbst auf ihre versteckten Wertsetzungen hin zu durchschauen. Einen besonderen Fokus legt das Projekt dabei auf die Unfallberichterstattung.

Die Tools und Einsichten werden Medienschaffenden, NGOs und der öffentlichen Verwaltung breit zur Verfügung gestellt und vermittelt. Die Empfehlungen sollen auch in Deutschland und Österreich verwendbar sein.