Unlautere und illegale Finanzflüsse sind grenzüberschreitende Finanztransaktionen, die gegen nationales und internationales Recht oder Richtlinien verstossen. Dazu gehört auch die Nutzung von Steuerschlupflöchern. Nur wenn solche Finanzflüsse eingedämmt werden, können die Entwicklungsländer ihre Steuereinnahmen erhöhen. Diese Art Finanzflüsse bzw. deren adäquate Besteuerung sind deshalb ein Schlüsselelement der UNO-Aktionsagenda zur Entwicklungsfinanzierung von Addis Abeba und der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.
Forschungspartnerschaft zwischen der Schweiz, Laos und Ghana
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt «Unlautere und illegale Finanzflüsse aus rohstoffreichen Entwicklungsländern verhindern: Ressourcengouvernanz stärken, um Entwicklung zu finanzieren» hat zum Ziel, das Wissen über illegitime Finanzflüsse im Zusammenhang mit dem Rohstoffhandel zu vertiefen. Gleichzeitig sollen wirksame politische Ansätze entwickelt werden, um solchen Praktiken zu begegnen. Das Projekt vereint Sichtweisen und Methoden der Wirtschafts-, Rechts- und Politikwissenschaften. Im Zentrum der Untersuchung stehen die manipulative Fehlbewertung von Gütern und die missbräuchliche Ausgestaltung von Verrechnungspreisen (siehe unten stehende Infoboxen).
Das Projekt setzt auf eine Süd-Nord-Forschungspartnerschaft und wird vom Schweizer Forschungsprogramm zu globalen Herausforderungen (Swiss Programme for Research on Global Issues for Development, r4d) finanziert. Beteiligt sind in einem ersten Schritt Partnerinstitutionen aus der Schweiz, Laos, und Ghana.
Rechtliche Fragestellungen im Arbeitspaket am CDE
Das Arbeitspaket zu den rechtswissenschaftlichen Fragen ist am CDE angesiedelt. Ziel ist es herauszufinden, welche konkreten politischen Anreize und Regelwerke illegitime Finanzflüsse im Bereich des Rohstoffhandels beeinflussen bzw. verhindern könnten. Die Analyse beinhaltet verschiedene rechtliche Bereiche und Fragenkomplexe wie:
- Transparenz und Informationsaustausch in Steuerfragen
- Auskunftspflicht von Unternehmen
- Vertragstransparenz
- Sorgfaltspflicht der Unternehmen in Bezug auf die Menschenrechte
- Durchsetzung der Zollvorschriften und Handelstransparenz
- Internationaler Steuerwettbewerb und schädliche Steuerpraktiken
- Antikorruptionsmassnahmen
Spezielle Aufmerksamkeit gilt den aktuellen gesetzlichen und politischen Grundlagen in der Schweiz, Grossbritannien, Laos, Ghana, und auf internationaler Ebene. Dabei werden die spezifischen institutionellen, politischen und sozioökonomischen Bedingungen in den verschiedenen Ländern in den Analysen mitberücksichtigt.
Das Projekt strebt zudem einen starken Praxisbezug an: So sollen pragmatische regulatorische Lösungsansätze entwickelt werden, damit sich die Finanzflüsse im Bereich Rohstoffhandel adäquat besteuern lassen.
Forschungsergebnisse fliessen in UNCTAD-Bericht ein
Die wichtigsten Forschungsergebnisse der CDE-Wissenschaftlerinnen aus diesem r4d-Projekt sind im UNCTAD-Bericht "Economic Development in Africa" 2020 hervorgehoben. Sie tragen dazu bei, den nötigen politischen Dialog über illegale Finanzflüsse und Wege zu deren Bekämpfung voranzutreiben.