Konferenz zu Rohstoff- und Goldhandel: Wie können illegitime Finanzflüsse eingedämmt werden?

29. Oktober 2021

Auf Einladung mehrerer Forschungsinstitute fand heute an der Universität Bern eine Konferenz zu illegitimen Finanzflüssen im Rohstoffhandel statt. Dabei wurden die Ergebnisse aus zwei Forschungsprojekten mit Exponent*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutiert sowie Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Entwicklungsländer sind oft reich an Rohstoffen, aber arm an finanziellen Ressourcen, die sie dringend benötigen würden. Einer der Gründe für ihre anhaltende Armut sind illegitime Finanzflüsse (IFFs), die in Verbindung mit dem Rohstoffhandel stehen. Ein multidisziplinäres Forschungsteam hat sowohl das Ausmass des Problems als auch existierende Rechtslücken untersucht – sowie die Faktoren identifiziert, die zu diesen führen. Am Freitag haben die Forschenden ihre Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutiert – allgemein hinsichtlich des Rohstoffhandels sowie spezifisch mit Blick auf den Goldhandel.

Unter dem Thema «Regulierungsvorschläge zur Eindämmung illegitimer Finanzströme im Rohstoffhandel: Herausforderungen aus Sicht der Politikkohärenz» setzten sich die Teilnehmenden mit Problemen rund um unlautere Gewinnverschiebungen im Rohstoffsektor auseinander. Die Wissenschaftler*innen stellten eine Reihe von politischen Handlungsmöglichkeiten und Massnahmen vor, die rohstoffreiche Länder selbst ergreifen könnten, sowie Lösungen, die auf internationaler Ebene oder in den Sitzstaaten der Unternehmen umgesetzt werden könnten. Zur Sprache kamen dabei auch Dynamiken der politischen Ökonomie.

In einem zweiten Teil präsentierten die Forschenden anhand des Beispiels Goldhandel neue Ansätze, wie sich illegitime Finanzflüsse besser bemessen lassen. Die Teilnehmenden beschäftigten sich zudem mit den Massnahmen, welche die Schweiz in den letzten Jahren ergriffen hat, und erörterten, welche weiteren Ansätze verfolgt werden könnten.

Forschende aus der Schweiz, Ghana und Laos beteiligt

Die Erkenntnisse, die der Tagung zugrunde lagen, basieren auf zwei Forschungsprojekten: dem interdisziplinären r4d-Forschungsprojekt «Curbing Illicit Financial Flows in Commodity Trading» und dem Projekt «Monitoring of Policy Coherence for Sustainable Development in a North South Context». An den Projekten beteiligt sind das Graduate Institute of International and Development Studies (Genf), das Centre for Development and Environment CDE (Universität Bern), das Zentrum für Entwicklung und Zusammenarbeit (NADEL, ETHZ) sowie teilweise die Universität Ghana, das National Institute for Economic Research in Laos und das Sustainable Development Solutions Network (SDSN) Schweiz. Ausgewählte Ansätze sollen im kommenden Jahr in den Partnerländern Laos und Ghana getestet werden.

WAS SIND IFFs?

Unlautere und illegale Finanzflüsse haben ihren Ursprung allgemein in Methoden, Praktiken und Vergehen, die bei der Verlagerung von Finanzkapital aus einem Land in ein anderes gegen nationales oder internationales Recht verstossen. Einige Definitionen schliessen Praktiken mit ein, die nur begrenzt illegal, aber dennoch entwicklungsschädigend sind. Zu den wichtigsten dieser Praktiken gehören Preismanipulationen, Steuerflucht, Bestechung und Geldwäscherei.


Kontakte für Medienanfragen

  • Prof. Dr. Gilles Carbonnier, Graduate Institute, Geneva: gilles.carbonnier@graduateinstitute.ch
  • Dr. Elisabeth Bürgi Bonanomi, Centre for Development and Environment (CDE), Universität Bern: elisabeth.buergi@unibe.ch
  • Dr. Fritz Brugger, Zentrum für Entwicklung und Zusammenarbeit NADEL, ETH Zurich: fritz.brugger@nadel.ethz.ch