Wissenschaft durch die Linse

Unsere Online-Wechselausstellung zeigt Bilder aus Forschungsaufenthalten, Illustrationen über eine wenig bekannte Realität der Wissenschaft oder Videos – immer mit Bezug zu einer kleinen Geschichte über Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung. Zur Zeit:

Imkerei in Laos: More than honey

Pestizide gefährden die Honigbienen. So auch in Laos. Zudem ist in dem Land noch die «Honigjagd» verbreitet, bei der zum Teil ganze Völker zerstört werden. Im Zuge mehrerer Initiativen, die die Agrobiodiversität in Südostasien fördern, spielt auch die Honiggewinnung eine Rolle: Wo wilde Bienenstöcke nicht mehr ausgeplündert, sondern mit Low-Tech-Praktiken gehalten werden, sind die Wälder gesünder und weisen mehr blütenreiche Gehölze auf. Trotz solcher Fortschritte harren noch andere Probleme einer Lösung.

Fotos: Albrecht Ehrensperger, CDE

A Lao farmer and beekeeper checks the honey production in a beehive.
Ein laotischer Bauer und Imker überprüft die Honigproduktion in einem Bienenkasten.
Eastern honeybees (Apis cerana) work on their honeycomb.
Östliche Honigbienen (Apis cerana) arbeiten an ihrer Wabe.

Bienen und Hornissen

Neben der Östlichen oder Asiatischen Honigbiene (Apis cerana), wird in Laos auch Honig von der Zwerghonigbiene (Apis florea) und der Riesenhonigbiene (Apis dorsata) gewonnen – wenngleich in deutlich geringerem Ausmass. Die Östliche Honigbiene lässt sich von Laiinnen und Laien kaum von der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera) unterscheiden, derweil die Zwerghonigbiene etwa nur halb so gross ist und die Riesenhonigbiene die Masse einer Hornisse erreicht. Diese beiden Bienenarten bauen ihre Waben im Freien an Zweigen bzw. Ästen.

Anders als die Westliche Honigbiene, die ursprünglich in Afrika, Nahem Osten und Europa heimisch ist (aber auf allen Kontinenten verbreitet wurde), lebt die Östliche Honigbiene mit der Varroamilbe in einer Art Gleichgewicht und muss nicht dagegen behandelt werden.

Fressfeinde hat sie trotzdem, unter anderem die Asiatische Hornisse. Obwohl die Östliche Honigbiene Abwehrstrategien entwickelt hat, sind die Bienenvölker vor Plünderungen durch die Hornissen nicht gefeit. Mit der Konsequenz, dass sie oft in ganzen Schwärmen fliehen. Begünstigt wird der Exodus, wenn Dorfbewohner*innen in der Nähe von Bienenstöcken Hornissen züchten, um deren Larven auf lokalen Märkten zu verkaufen: Hornissenlarven gelten in Laos – wie viele andere Insekten – als nährstoffreiche Delikatesse.

Beekeepers transfer the bees to box hives
Laotische Imker*innen locken wild lebende Östliche Honigbienen mit einem hohlen Baumstrunk – einer Klotzbeute – an, wo diese ihre Waben anlegen. Nach einer gewissen Zeit werden die Bienen in Kästen transferiert.
A man cuts the honeycombs out of the tree trunk
Beim Transfer werden die Waben aus dem hohlen Baumstrunk ausgeschnitten.
A beekeeper cuts out the honeycombs.
Ein Imker beim Ausschneiden von Waben.
The honeycombs are then tied to wooden strips and hung in a box hive.
Danach werden die Waben an Holzleisten gebunden und in den Bienenkasten gehängt.
A beekeeper helps the insects find their way in the hive
Wenn der Kasten voll und montiert ist, helfen die Imker*innen den Insekten, den Eingang zu finden.

Von der Honigjagd zur Kastenimkerei

Ohne menschliches Zutun leben sowohl die Östlichen als auch die Westlichen Honigbienen in Hohlräumen von Bäumen. Ursprünglich wurde ihr Honig geerntet, indem man die wilden Waldbienenstöcke aufbrach – und so oft das ganze Volk zerstörte. Diese «Honigjagd», einst weltweit gang und gäbe, ist in Laos nach wie vor verbreitet.

Dank Schulungen und Sensibilisierungsarbeit – unter anderem durch das ehemalige Projekt The Agrobiodiversity Initiative (TABI) und das aktuelle Projekt Pha Khao Lao – «sammeln» in Laos heute bienenhaltende Kleinbäuer*innen vermehrt wild lebende Bienen zunächst in Klotzbeuten ein (siehe oben), bevor sie sie in selbst gezimmerte Kästen mit beweglichen Waben übersiedeln.

Die Verbreitung der Low-Tech-Bienenhaltung unter der ländlichen Bevölkerung ist zwar noch weit von der ausgefeilten Imkerei, wie wir sie kennen, entfernt, aber für Umwelt und Biodiversität äusserst wichtig: Projekte am CDE haben gezeigt, dass der Wald mehr geschont wird und die Agrobiodiversität zunimmt, wenn die ländliche Bevölkerung Bienen hält. Schliesslich erzielen die laotischen Imker*innen mit der Umstellung von Klotzbeuten auf Kastenimkerei auch deutlich höhere Erträge – und der Honig zeichnet sich durch bessere Qualität aus.

Ein grosses Hindernis bei der nötigen Förderung von moderneren Praktiken der Honigproduktion ist die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise, in der die Volksrepublik – eines der am wenigsten entwickelten Länder – steckt.